SG Wilhelmsburg e.V. Handball in Hamburg-Wilhelmsburg

Eine Mannschaft als Familienangelegenheit

U-18-Story: Die A-Jugend-Handballerinnen der SG Wilhelmsburg

Von Matthias Husmann

HAMBURG -

Die Erschöpfung war Saskia Petersen an den roten Wangen anzusehen, die Freude über den gelungenen Saisonstart an ihren strahlenden Augen. Die schmerzenden Wadenkrämpfe, die sie noch 30 Sekunden vor Ende des Spiels gegen die favorisierte HG Norderstedt hatten auf den Hallenboden sinken lassen, waren ob des 23:21-Sieges ihrer SG Wilhelmsburg schnell vergessen. "Das hat viel Spaß gemacht. Norderstedt hat uns alles abverlangt", fasst die 17 Jahre alte Schülerin ihre erste Partie in der höchsten deutschen Handball-Jugendspielklasse, der Regionalliga Nordost, zusammen.

Saskia zählt zu den Leistungsträgerinnen der weiblichen A-Jugend der SG, einer eingeschworenen und bestens eingespielten Mannschaft. Der Großteil des sechzehnköpfigen Kaders ist seit vielen Jahren zusammen. "Wir sind wie eine Familie. Ich bin oft schon eine halbe Stunde vorher beim Training, weil ich mich so auf die Mädels freue und wir dann noch quatschen können", sagt Romina Gagliardi (18). Sicher gäbe es auch mal Zickereien, wie das halt unter Mädchen so üblich sei, "das ist aber spätestens auf dem Platz vergessen". Und da sind sie stark.

Mit nur einer Niederlage sicherte sich die Mannschaft vergangene Saison Meisterschaft und Aufstieg, setzte sogar noch den Pokalsieg obendrauf. Vater des Erfolges ist Sven Petersen (42). Er trainiert die Mannschaft seit zehn Jahren und hat früh erkannt, was in ihr steckt: "Ich habe es den Mädchen immer wieder erzählt: Wenn wir hart arbeiten, können wir unseren Traum von der Regionalliga verwirklichen."

Die Vorbereitung hatte es in sich. 33 Trainingseinheiten mussten die Spielerinnen in den vergangenen fünf Wochen über sich ergehen lassen. Dass er für Saskia Vater und Trainer zugleich ist, sei kein Problem. Die talentierte Tochter, die auch schon zu einem Lehrgang der Jugendnationalmannschaft eingeladen wurde, sieht es so: "Klar streiten wir uns schon mal über bestimmte Situationen im Spiel, aber grundsätzlich habe ich von seiner Erfahrung profitiert."

Und falls der Vater-Trainer-Tochter-Cocktail sich doch mal zum explosiven Gemisch entwickeln sollte, entschärft Tanja Petersen (41) die Situation. Schließlich fiebert Saskias Mutter als Betreuerin auf der Bank mit.

erschienen am 18. September 2006 im Hamburger Abendblatt